Montag, 10. November 2008

Not born in the U.S.A.

Nach der Wahlnacht Obamas, die hier chronologisch nachzulesen ist, stellen sich begeisterte Deutsche die Frage, ob es bei uns 2009 eine ähnliches Prozedere des Wahlkampfes geben wird. Da habe ich mal weiter gedacht und dabei wurde mir klar, dass dessen Kontrahent selbst, John McCain, auch nicht versuchte Obamas Art und Weise zu kopieren. Im Gegenteil: Der Republikaner versuchte es fortan mit persönlichen und abstrusen Attacken gegen Barack Obama. Weder baute McCain seine Internetpräsenz flächendeckend aus noch organisierte er Wahlveranstaltungen die Partys glichen. Zwar tat McCain auch nicht das was zu ihm passte, dafür sind aber eher seine Berater als er selbst Schuld.

Das System Obama funktioniert in Deutschland definitiv nicht. Und 2009 schon dreimal nicht.

Der Deutsche an sich ist in Sachen Politik nicht unbegeisterungsfähig, aber dennoch eher zurückhaltend. Natürlich könnte es sein, dass es in 10, zwanzig Jahren einen Typ mit dem Format Obama gibt, doch wer soll diese Rolle heute einnehmen? Frank-Walter Steinmeier oder Angela Merkel? Ich bitte Sie.
Zudem bieten sich den Politikern keine herausragenden Plattformen wie es in den USA Saturday Night Live, Jon Stewart oder John Letterman sind, um nur drei von vielen zu nennen. Wie soll das bei uns funktionieren? Ich kann mir gut vorstellen, dass Merkel und Steinmeier bei Beckmann und JBK vorbeischauen, aber welcher Politiker tut das nicht und wichtiger: für wen macht sie das sympathischer? Wir besitzen auch nur zwei regelmäßige Comedyshows in der Woche von der die eine schlecht und die andere mittel bis gut ist. Für mich würden auch nur die satirischen Sendungen infrage kommen. Ein Besuch im Scheibenwischer, bei Neues aus der Anstalt oder Kurt Krömer sehen nicht so viele, aber ein gekonnter Auftritt würde Wellen schlagen. Dies wären Versuche die deutschen Möglichkeiten zu nutzen. Auch ein Zimmer Frei-Besuch bei Christine Westermann und Götz Alsmann oder je nach Wiederausstrahlung ein Auftritt in der Schillerstraße könnten populär machen. Doch eines muss auch klargestellt werden: den Hype in dieser Form konnte Barack Obama gar nicht so leiten, dieser kam aus der Mitte der Wähler.

Ein anderes Thema ist das Internet. In den USA gibt es eine sehr bestimmende Blogosphäre, welche es in dieser Form in Deutschland nicht gibt. Das ist zum einen gut und zum anderen schlecht für die Politiker. Gut ist es, weil in Amerika die Blogger durch ihre Anzahl hohen Einfluss genießen und die deutschen Politiker damit nicht vergleichbar zu kämpfen haben. Schlecht ist es, weil in Amerika gerade durch diese Art der Politikerberichterstattung überwiegend junge Menschen angesprochen worden sind, aber eben nicht nur diese, sondern überhaupt eine größere Aufmerksamkeit zustande kam. Damit ist hierzulande nicht zu rechnen, obgleich die deutsche Blogosphäre nicht wenig über den Bundestagswahlkampf 2009 schreiben wird.

Und nun zum letzten Punkt. Deutsche besitzen einfach nicht über so einen Pathos, über diesen Stolz auf ihr Land. Somit wird es schwer für Politiker solche Kräfte zu mobilisieren. Die einzigen die wirklich für ihren Kandidaten kämpfen sind die Parteimitglieder, aber die wählen diesen sowieso. Wechselwähler würden sich nie so hinter ihren Kandidaten stellen, wie das in den USA der Fall ist. Dafür sind natürlich auch die Parteien verantwortlich, schließlich organisieren sie die öden Parteitage, bei denen man froh ist, wenn ein Kandidat unerwartet nicht gewählt wird, ansonsten ist auch nicht Vieles zu erstaunen. In den USA gibt es zwar auch ein Wort für Politikverdrossenheit (damit möchte ich mit dem Gerücht aus Hart Aber Fair aufräumen; "disenchantment with politics"), doch diese ist dort ganz anders verbreitet. Man ist zwar sauer und enttäuscht, würde aber dennoch nicht die Wahlen schwänzen. Das Hautpziel deutscher Parteien muss sein, dass Nichtwähler ihr Wahlrecht zur Wahlpflicht machen.
Außerdem nerven diese ständigen Streitereien: Bei jeder Möglichkeit versuchen die Parteien ihren Gegner irgendwie anzugehen. Dass die Parteien in erster Linie dem Wohle des Volkes verpflichtet sind und nicht ihrer Partei wird hier allzu oft vergessen. Wir haben nun seit gut drei Jahren eine Große Koalition von deren Politik ich bekanntermaßen nicht sonderlich erfreut. Ich finde, dass die Parteien öfters ein Miteinander als ein Gegeneinander anstreben müssen. Koalitionsaussagen bringen da gar nichts. Vor allem CDU und SPD sollten sich nicht so aufeinander einschießen, denn es ist sehr wahrscheinlich, dass diese zwei wieder gemeinsam regieren werden müssen.

Ich bitte die deutschen Parteien darum, einen gefakten Obama-Wahlkampf zu unterlassen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Viele Probleme, denen ich zustimme, zum ersten, dass Politik hierzulande meiner Meinung nach, fernab des Volkes gemacht wird, man wird kaum miteinbezogen, man MUSS sich über Politik selbst informieren, wenn man etwas wissen will. Das sollte geändert werden, man sollte dem Volk Politik quasi "aufdrängen", damit sie nicht mehr weg schauen können, aber ich denke das ist alles Taktik, sonst würden sich mehr Leute dafür interessieren und das würed bedeuten es würde offensichtlicher, wer was falsch macht. Zum anderen das auftreten, der Politiker, das ist in den USA wie du schon sagtest ein ganz anderes, das fordert ja, dass man sich zu einer bestimmten Seite bekennt, hier ist das alles so einschläfernd, das reißt niemanden mit. Aber ich glaube, dass es durchaus möglich wäre, Leuter wieder dafür zu begeistern, aber es wäre etwas ähnliches wie in den USA dazu nötig, wir bräuchten so jemanden wie den Barack, der sagt, ich will was verändern, ich bin wie es ist so wenig zufrieden wie ihr. Das Problem hier ist, hast du auch schon gesagt, dass die Parteien oft vergessen, dass sie für das Volk da sind und nicht für sich selbst, denn nach außen sieht es für den Bürger eben sehr oft so aus, als ob man Politik zum Vorteil der Partei macht und nicht zum Vorteil des Volkes, auch wenn es den tatsächlichen Fakten nicht entsprechen mag, jedenfalls nicht immer. Alles in allem könnte man sagen, die Politik sollte Volksnaher werden und sich anderst präsentieren, dann wären wir, glaube ich, auf einem guten Weg, wieder Interesse für selbige zu wecken.