Mittwoch, 15. September 2010

Der Spaß der Lage

Wenn Frau Dr. Angela Merkel in einer Regierungserklärung ein Bauprojekt einer Landeshauptstadt erwähnt, nimmt dieses auch an bundespolitischer Bedeutung zu. Und dennoch glänzt die Bundeskanzlerin mit Worten, die der Bürgermeister von Bratislava oder Paris sagen könnte:
"Die Grünen sind immer für die Stärkung der Schiene. Wenn es dann mal um einen neuen Bahnhof geht, dann sind sie dagegen."
Oder so sei auch die SPD jahrelang für das Projekt gewesen ...
„Und jetzt, wo man ein bisschen dafür kämpfen muss, da fangen sie an, dagegen zu sein.“
Es geht bei diesem Bauprojekt eben nicht nur um einen Bahnhof. Es wäre auch noch viel fataler würde es für solch eine Summe nur um die Modernisierung eines Bahnhofes gehen und es dazu keine vorgeschobenen Argumente geben. Schließlich hätten sich die BefürworterInnen dann nicht mal die Mühe gemacht nach Lügen zu suchen. Es ist eben nicht nur ein Bahnhof und es sind eben nicht nur Grüne und SPD (ein bisschen), die dieses Projekt ablehnen bzw. von den BürgerInnen entscheiden lassen wollen. Es sind zweimal die Woche Zehntausende Menschen, die auf die Straße gehen um dieses Projekt zu verhindern. Wer da Volksabstimmung fordert ist nicht dagegen sondern hat Demokratie begriffen.

Und dann sagt Frau Merkel noch diesen Satz:
Die Landtagswahl im nächsten Jahr, die wird genau die Befragung der Bürger über die Zukunft Baden-Württembergs, über Stuttgart 21 und viele andere Projekte mehr.
Und in diesem Moment dachte ich mir "Liebend gern". Doch hat jemand Angela Merkel auch die aktuellen Umfragewerte mitgeteilt? Und ist Frau Merkel klar, dass das Ende von Schwarz-Gelb in Stuttgart ebenso das Ende von Schwarz-Gelb in Berlin bedeuten würde?

Die Zukunft von CDU/CSU und FDP in Berlin ist jedenfalls so rosig wie die von Harald Schmidt in der ARD.

Und der geht.

Samstag, 28. August 2010

Tagesschau Mystery

Von manchen Medien erwarte ich nicht so viel, von anderen eher mittelmäßigen Kram und von wieder anderen dann doch sehr viel.

In diesem Fall geht es um Letzteres und die Internetpräsenz der Tagesschau. Diese hat nun tatsächlich Thilo Sarrazin zum Thema gemacht. Und zwar nicht irgendwie. Sie stellt vollkommen ernst gemeint diese Frage:

Was ist dran an Sarrazins Thesen?

Und demnächst in der Tagesschau: Was ist dran an Bauernregeln? Wie seriös sind Astroshows? Und wie eigentlich hat Hitler das damals gemeint?

Um Schülerinnen und Schüler für die Zukunft zu wappnen, sollten Texte von Eva Hermann, Thilo Sarrazin, Adolf Hitler und Franz-Josef Wagner zur Pflicht werden.

Ein Sarrazin gehört zu der Sorte Mensch, die nichts lieber liest als den eigenen Namen und nichts lieber sieht als die eigene Fratze. Allein die Vorstellung wie er sich an jedem einzelnen Artikel ergötzt ist ekelhaft.

Und auch dieser Text ist eigentlich schon zu viel des Guten.


Sonntag, 6. Juni 2010

Vorgauckeln und rumwulffen

Dass SPD und Grüne Joachim Gauck als Kandidat vorgestellt haben ist echt nicht unintelligent. Es provoiziert zum einen die FDP und die CDU und zum anderen Die Linke.
CDU/CSU/FDP müssten sich einen Gauck eigentlich auch vorstellen können, doch in dieser Krisenzeit bedarf es da offenbar parteipolitischen Proporz, was dem Amt des Bundespräsidenten wenig Respekt zollt - also könnte Wulff auch gleich wieder zurüchtreten (sollte er es denn tatsächlich werden).
Bei der Linken stupfen Grüne und SPD genau da wo es wehtut, nämlich in der Vergangenheit. Sollte Die Linke sich dieser jetzt stellen und Gauck akzeptieren, wäre dies ein gewaltiger Schritt und riesiges Zeichen!
Nichtsdestotrotz ist es auch hier schade, dass die Parteipolitik im Vordergrund steht.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Du bist ein Horst

Horst Köhler ist nicht wegen der Afghanistan-Kritik zurückgetreten. Jedenfalls hoffe ich das für ihn, schließlich wäre es schwach und ziemlich sturr, wenn ein Bundespräsident nicht mit Kritik umgehen könnte. Das wäre dann die wahre Respektlosigkeit gegenüber diesem Amt. Stattdessen hat es wohl etwas mit den seit Monaten andauernden Querelen innerhalb des Schloss Bellevues zu tun von denen die Süddeutsche Zeitung immer wieder berichtete. ReferatsleiterInnen, die neue Jobs annahmen und damit die Unattraktivität der Arbeit deutlich machten sind das eine Problem. Das andere sind die fortwährende Kritik an Köhlers Person. Er schwing selten große Reden, dass wurde meist an ihm kritisiert. Dann hat er mal im Focus-Interview hohe Benzinpreise gefordert und wurde dafür gescholten. Jetzt die Aussagen zum Afghanistan-Krieg, welche in der Öffentlichkeit gar keine allzu große Aufmerksamkeit bekamen. Köhler hatte wohl nicht mehr so große Lust auf seinen Arbeitsplatz, weswegen er jetzt auch die Reißleine gezogen hat. Meines Erachtens unbegründet, wenn man aber bedenkt, dass er keinen Bock mehr darauf hatte verständlich. Doch darf man auf das Amt des Bundespräsidenten keinen Bock mehr haben?

Jedenfalls würde ich dann noch eine Fußballweltmeisterschaft mitnehmen und erst danach zurücktreten - dann zusammen mit Jogi Löw.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Die Angst regiert mit

"Politik ist ein Mannschaftsspiel, und wer Individualsport bevorzugt, der muss sich ein anderes Tätigkeitsfeld suchen." Mit diesem Satz forderte Stefan Mappus, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, den Bundesumweltminister Norbert Röttgen auf zurückzutreten. Und warum? Ja, warum eigentlich? Weil Röttgen die Ansicht vertritt, dass eine Lauftzeitverlängerung der Atomkraftwerke - der Ausstieg aus dem Atomausstieg - nur durch Zustimmung des Bundesrats möglich ist. So wie es eben sein Ministerium sieht und auch der wissenschaftliche Dienst der Bundesregierung. Das bezeichnet Mappus als "Eskapade", völlig unbeachtet dessen, dass seine Aufruhr die eigentliche Eskapade in diesem Stück spielt. Mappus selber hat jedoch Druck von EnBW, dem Karlsruher Energiekonzern, und vor allem Angst. Denn da wir uns in Deutschland im Dauerwahlkampf befinden, steht im März auch schon die nächste Landtagswahl an. Und aus den NRW-Ergebnissen hat Mappus etwas gelernt und dann doch wieder nichts gelernt.
Schließlich ist einer der Gründe warum CDU/CSU und FDP in aktuellen Umfragen auf gerade mal 38 Prozent kommen würden auch der, dass sie sich gegenseitig zerfleischen. Der Gesundheits-Rösler der FDP sagt etwas und der CSU-Söder widerspricht ihm, Westerwelle sagt etwas und zu Guttenberg widerspricht ihm, Merkel sagt vorsichtshalber mal nichts und sagt der Wirtschaftsminister Rainer Brüderle etwas, widersprechen alle. Von einem Kompass in der Regierungsarbeit kann da keine Rede sein, aber von Regierungsarbeit ja auch nicht. Denn lange wurde nichts getan, dann kam Griechenland, es wurde abgewartet und all das immer schön mit Grüßen nach Nordrhein-Westfalen.
Nichtsdestotrotz eröffneten die Landesfürsten Roland Koch (Hessen) und Stefan Mappus jetzt ein weiteres Schlachtfeld. Der Eindruck, dass sie keinen Plan haben klebt weiter an schwarz-gelb also wie ein Kaugummi an einem Kaschmirpullover.
Und dennoch muss Mappus irgendwie reagieren, denn auf die KollegInnen aus Berlin kann er sich nicht verlassen. Geht es immer so weiter, wird es auch in Baden-Württemberg knapp für die CDU und die FDP. Einen Stimmenverlust im Rüttgers-Stil soll freilich verhindert werden, jedoch gibt es sicherlich bessere Themen als den Ausstieg aus dem Atomausstieg, welcher bei den BürgerInnen äußerst unpopulär ist. Noch dazu, wenn er mit juristischen Tricksereien erreicht werden soll.

Montag, 17. Mai 2010

WM ohne Ballack

Nach der heutigen Diagnose wird der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft nicht an der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika teilnehmen können. Wie eine Kernspintomographie ergab, leidet der Führungsspieler an einem Innenbandriss und einem Teilriss an der Snydesmose im rechten Sprunggelenk, womit er sechs bis acht Wochen ausfällt.

Nach dieser Schocknachricht halte ich eine Nominierung von Thorsten Frings für unausweichlich, da wir ansonsten ohne einen Führungsspieler in das Turnier gehen. Gerade im Mittelfeld besteht die DFB-Elf jetzt bis auf Schweinsteiger aus unerfahrenen und unkonstanten Spielern. Um bei der Weltmeisterschaft weit zu kommen bedarf es jedoch Erfahrung, welche ohne Ballack nicht mehr vorhanden ist.
Für die Mannschaft gilt, dass sie sich jetzt trotz des Ausfalls beweist und dies nicht als Entschuldigung für schlechte Leistungen heranzieht. Diese Lücke müssen jetzt andere schließen. Ich wüsste nur nicht wer.

Dienstag, 23. Februar 2010

DSDS

Der folgende Beitrag bedarf ein paar Vorschüben, denn es wird um Deutschland sucht den Superstar gehen. Eine Sendung über die ich jetzt auch seitenlang kritisch schreiben könnte. Die emotionalen Dokubeiträge, die unverschämten Kommentare, das zur Schau stellen der KandidatInnen und vieles mehr. All das hat eben nichts mit guter Samstagabendunterhaltung zu tun.
Dennoch muss man - oder wenigstens ich - an dieser Stelle ein paar Dinge anerkennen. Es gibt nur wenige Sendungen bei denen Live-Musik noch eine Rolle spielt. Die ganzen Volksmusikparaden von ARD und ZDF sind eine Frechheit an einem großen Teil der GebührenzahlerInnen und auch ansonsten gibt es Musik in natürlicher Form leider nur wie Schnee am Meer. Gut, momentan läuft neben DSDS auch noch Stefan Raabs Unser Star für Oslo, eine Sendung, die vieles richtig und besser macht als die Damen und Herren bei RTL. Nichtsdestotrotz schaffen sie es nicht eine Show hinzulegen, die so viel Liebe und Mühe erstellt wird, wie es sie heutzutage eben nicht in jeder deutschen Sendung zu sehen gibt.
Ich beziehe mich auch nur auf die ersten zehn Minuten der Sendung vom vergangenen Samstag, die mit so viel Energie geladen ist, dass ich einfach nur beeindruckt war. Das Bühnenbild, die Kameraführung, die Musik, polarisierende Figuren - alles was eine richtig gute Liveshow eben im Gepäck haben muss.

Doch als Stammzuschauer wird RTL mich trotzdem nicht gewinnen können, denn dafür sind viele Teile auch einfach zu bieder. Deswegen auch nur zehn Minuten.

Den Link zur Sendung gibt's hier - wie lange, das weiß nur RTL.