Donnerstag, 29. Januar 2009

Reaktion von Westpol

Nachdem ich hier meine Antwort auf den Westpol-Bericht veröffentlicht habe, habe ich selbige an die Redaktion der Sendung gesendet. Mittlerweile haben die Damen und Herren von Westpol sich nochmal bei mir gemeldet und das sieht dann wie folgt aus:
Sehr geehrter Herr Emmerich,

vielen Dank für Ihre Mail an unsere Redaktion und Ihr Interesse an
unserer Sendung. Es hat uns gefreut, dass Sie sich bereit erklärt haben,
unserer Autorin für ihren Film als Gesprächspartner zur Verfügung zu
stehen.

Sie machen nun Ihrem Ärger über unseren Bericht vom Parteitag der
Grünen und die Rolle der Blogger Luft. Gestatten Sie mir dazu einige
Bemerkungen.

Dass Sie das Angebot der Grünen angenommen und von dem Parteitag
berichtet haben, finde ich absolut nachvollziehbar. Dafür brauchen Sie
sich meines Erachtens auch nicht zu rechtfertigen. Im Gegenteil: Ihr
Engagement in der Sache ist lobenswert. Wir haben Ihnen auch nicht, wie
Sie behaupten, Ihre Glaubwürdigkeit abgesprochen. Darum geht es
überhaupt nicht.

Problematisch ist aus unserer Sicht allein die Tatsache, dass eine
politische Partei Berichterstatter dafür bezahlt oder entschädigt, dass
sie über sie berichten. Unsere Auffassung von unabhängigem Journalismus
ist das jedenfalls nicht. Sie selbst mögen für sich Unabhängigkeit und
Integrität in Anspruch nehmen. Hier geht es aber um eine Frage von
grundsätzlicher Bedeutung. Wenn etwa Firmen oder andere Institutionen
für scheinbar unabhängige Berichterstattung über sie bezahlen, ist
das eine Sache. Eine andere ist es, wenn Parteien das tun, eben wegen
der herausgehobenen Bedeutung, die Parteien für die politische
Willensbildung in unserer pluralistischen Demokratie haben. Und da sehen
wir es als unsere Pflicht an, genau hinzusehen und über solche
Entwicklungen zu berichten.

Unser Ziel war es zu zeigen, dass es den Grünen durch ihr Engagement
gelungen ist, auf Blogseiten präsent zu sein. Allein zu erreichen, DASS
berichtet wird, ist eben auch eine Form von Einflussnahme. Es ging uns
nicht darum, eine Kontroverse zwischen Bloggern und Journalisten über
den richtigen Weg zur Wahrheit zu thematisieren.

Der Vorwurf, der WDR würde eine Kampagne gegen Blogger oder gar das
Internet inszenieren, geht ins Leere. Sollte Ihnen an einer ernsthaften
Debatte gelegen sein, empfehle ich Ihnen, sich mit den Rahmenbedingungen
und der Konstruktion öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland
eingehender vertraut zu machen und die umfangreichen Programmangebote
des WDR kritisch zu prüfen. Dann dürften sich Ihre Vorwürfe
verflüchtigen.

Ich hoffe, dass Sie unsere Sendung weiter interessiert und vor allem
engagiert verfolgen.

Mit freundlichen Grüßen,


Jochen Trum
WDR Fernsehen
Redaktion Landespolitik

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Seufz... Was hast Du erwartet?

Skandal ist das Format. Das ist im Old-School-Medium einfach so, weil der Sendeplatz begrenzt ist. Deshalb ist der Streit zwischen klassischen Redaktionen und Bloggern auch immer wieder da. Die fühlen, dass ihnen was wegbricht. Für ausgewogene Berichterstattung ist in einem 3minüter halt wenig Platz.

Nur wenige Medien schaffen es, sich ans Web 2.0 anzupassen. Das Handelsblatt bildet jetzt Trackbacks neben den Artikeln ab. Aber fandest Du beim WDR eine Kommentarfunktion zum Video?

Klar, dass der Kollege bei der Antwort die Redakteurin in Schutz nimmt. Hätte ich auch so gemacht. Leider zeugt die Antwort halt darüber hinaus auch inhaltlich von der totalen Unkenntnis der Sachverhalte: sowohl was die BDK angeht, als auch die Blogosphäre.

Bastian Dietz
www.politikmaschine.de

Anonym hat gesagt…

Top Geschäftsberichts-Lyrik.

Sie haben tatsächlich nicht kapiert, was ein Blog ist. Blogger sind keine Journalisten. Aber sowas wird wirklich nicht verstanden.

Gegen das Internet ....grins.

Die stellen sich immer alle das Netz als großen Newsroom vor, leider ohne Indedant.

Es geht um Meinung, nicht Berichterstattung und die Angst die Diskurshoheit zu verlieren. Partei beschäftigt sich mit dem Volk unmittelbar. Wie furchtbar.

die Strukturen des WDR? Letztendlich gebührenfinanziert, oder?